Nur Barça mit besserem Lauf: Valencia lässt Abstiegssorgen hinter sich
Trotz Sparpolitik: Valencia lässt Abstiegssorgen hinter sich – Nur Barça mit besserem LaufAnfang der 2000er kämpfte der FC Valencia um die großen Trophäen im europäischen Klubfußball, in der Saison 2024/25 geht es um den Klassenerhalt in LaLiga. Carlos Corberán hat dem Klub, der weite Teile der Spielzeit auf einem Abstiegsplatz verbrachte, wieder neues Leben eingehaucht und in sicheres Fahrwasser gebracht. Doch wie nachhaltig kann der Erfolg bei allen Problemen um den sechsfachen spanischen Meister sein?An den ersten 26 Spieltagen von LaLiga stand Valencia mit Ausnahme des 7. Spieltags immer auf einem Abstiegsplatz, zehnmal war der Klub sogar das Schlusslicht. Nach einem 2:1 gegen den direkten Konkurrenten Real Valladolid Anfang März verließen die Blanquinegros erstmals seit September die Abstiegszone, sind mittlerweile seit sechs Partien ungeschlagen und nach dem FC Barcelona das formstärkste Team. Die Mannschaft von Corberán siegte sogar mit 2:1 bei Real Madrid, und das Polster auf den Tabellen-18. UD Las Palmas beträgt sieben Spieltage vor dem Ende komfortable sieben Punkte.An Weihnachten übernahm Corberán den FC Valencia mit zwölf Punkten aus 18 Partien auf Platz 19 von Rubén Baraja. Unter der Leitung des 42-Jährigen gewann das Team sieben der 14 Begegnungen in der Liga und ging nur dreimal als Verlierer vom Platz. „Im Hinblick auf einen möglichen Klassenerhalt hat sich die Mannschaft seit der Ankunft von Corberán, einem jungen einheimischen Trainer, der sein Debüt im spanischen Elitefußball gibt, deutlich verbessert. Der Klub hat sich aus den größten Abstiegssorgen befreien können“, sagt Iván Turmo, Area Manager Spanien bei . Corberán lässt zumeist ein 4-2-3-1 spielen, scheut sich jedoch nicht davor, von seinem System abzuweichen und eine Fünferkette aufzustellen, wie er beim Erfolg in Madrid bewiesen hat. Für den ehemaligen Co-Trainer von Marcelo Bielsa ist es die erste Station in einer Top-Liga, nachdem er zuvor Huddersfield, Olympiakos Piräus und West Bromwich Albion trainiert hat.Für den Aufwind von Valencia macht Turmo auch einen Leihspieler verantwortlich, der in der Winterpause verpflichtet wurde. „Valencia ist es gelungen, Umar Sadiq von Real Sociedad auszuleihen, der die Mannschaft deutlich verbessert hat.“ Sadiq steht bei vier Treffern in elf Einsätzen und ist nach dem Offensiv-Trio Hugo Duro , Diego López und Luis Rioja der beste Torschütze der Mannschaft.Lim rettet Valencia und erzwingt radikalen SparkursUm den Niedergang des FC Valencia besser verstehen zu können, muss man in der Zeit weit zurückgehen. Noch Anfang der 2000er feierte der Klub unter Rafael Benítez zwei Meisterschaften und stand zweimal im Finale der Champions League, musste sich jedoch gegen Real Madrid und den FC Bayern geschlagen geben. Der Klub rüstete in der Folge weiter auf und wollte ein neues Stadion mit einem Fassungsvermögen von 75.000 Personen bauen. Das Projekt begann 2007, wurde jedoch im Zuge der Weltwirtschaftskrise 2009 auf Eis gelegt, da den Verein Verbindlichkeiten von 550 Millionen Euro plagten. Bis heute ragt das „Nou Mestalla“ als gewaltiger Rohbau im Viertel Benicalap empor. Im Jahr 2014 rettete Peter Lim, ein milliardenschwerer Geschäftsmann aus Singapur, den Verein vor dem Konkurs, als dieser 350 Mio. Euro Schulden hatte und die Gehälter nicht mehr zahlen konnte. Er kaufte für 100 Mio. Euro 70 Prozent der Klubaktien und übernahm die Verbindlichkeiten. „Seit 2014 leitet er den Verein, um ihn vor den Schulden zu retten. In den letzten Jahren führte seine Sparpolitik bei Neuverpflichtungen und Personalkostensenkungen zum Niedergang eines der größten Klubs des spanischen Fußballs. Und das alles mit der Ablehnung der Fans, die seit mehreren Jahren demonstrieren und den Weggang des Millionärs fordern.“ Der Vorwurf gegen Lim lautete, dass er sich am Klub bereichern wolle. Bei einem Gerichtsprozess gegen ihn wurden von der Staatsanwaltschaft im Jahr 2020 die -Marktwerte als Beweismittel angeführt. In der jüngeren Historie war die Amtszeit von Marcelino die erfolgreichste, als Valencia 2017/18 sowie 2018/19 Vierter wurde und sich zweimal für die Champions League qualifizierte. Gekrönt wurde diese mit dem Gewinn der Copa del Rey 2019 – nur wenige Monate danach musste Marcelino gehen. „Zu Lims umstrittensten Entscheidungen zählte die Entlassung von Marcelino, nachdem er zahlreiche Erfolge mit dem Klub feierte. Einige Monate später entließ Lim den Manager Mateu Alemany, der später bei Barcelona unterschrieb“, erklärt Turmo. Corberán ist der siebte Trainer seit Marcelinos Entlassung im September 2019.Zehn Eigengewächs im Kader: Die Vorteile von Valencias Sparpolitik„Aus wirtschaftlichen Gründen hat Valencia in den letzten fünf Saisons mehrere seiner besten Spieler verkauft. Das Schlimmste daran ist jedoch, dass sie keine Verstärkungen geholt haben. In diesem Zeitraum übersteigen die Investitionen kaum 40 Millionen Euro und sie haben sich im Wesentlichen auf die Ausleihe von Spielern konzentriert“, erklärt Turmo. Einnahmen von 204,8 Mio. Euro seit der Saison 2020/21 stehen Ausgaben von 40,7 Mio. Euro gegenüber – das höchste positive Transfersaldo in LaLiga. Unter den Abgängen befanden sich reihenweise Stammkräfte wie Ferran Torres, der 2020 für 33,5 Mio. Euro zu Manchester City ging, oder Yunus Musah, den Milan für 21,2 Mio. Euro verpflichtete. Der teuerste Neuzugang seit 2020 war Marcos André, der 2021 für 8,5 Mio. Euro aus Valladolid kam.Die eingesetzten Profis des FC Valencia sind im Schnitt 24,5 Jahre alt, nach dem FC Barcelona ist dies die zweitjüngste Mannschaft in LaLiga. Im Kader von Corberán befinden sich zehn Eigengewächse, darunter auch Cristhian Mosquera und Javi Guerra, die mit einem Marktwert von 30 Mio. bzw. 20 Mio. Euro zu den wertvollsten Profis zählen. „Der Verein hat vor allem aus wirtschaftlichen Gründen auf die eigene Jugend gesetzt und dadurch einigen großen Talenten den Durchbruch ermöglicht“, so Turmo.Valencia hat sich dank einer starken Form der größten Abstiegssorgen entledigt und befindet sich im gesicherten Mittelfeld in LaLiga. Im Sommer könnte der Klub jedoch erneut Leistungsträger verlieren, denn Schlussmann Giorgi Mamardashvili wird sich nach seiner Leihe dem FC Liverpool anschließen und Spieler wie Mosquera oder Yarek Gasiorowski sind heiß begehrt. Eine erneute Sparpolitik könnte den Verein seinen Aufwind kosten.